Früher war alles besser, sagen sie. Früher waren die Bäche noch nicht mit Nitraten und Bioziden verschmutzt und die Seen voller Blaualgen und Phosphate. Früher konnte man noch aus dem Dorfbach trinken, ohne Angst zu haben, den Wanderurlaub mit Durchfall abbrechen zu müssen.
Früher gab es aber auch keine Wasserfilter. Zumindest keine, die wenig kosten und dabei fast nichts wiegen. Früher bin ich noch mit drei Litern Trinkwasser im Rucksack auf Wandertour gegangen und hatte trotzdem immer das ungute Gefühl, dass es nicht für die Tagesetappe reicht. Zudem waren die drei Kilogramm Mehrgewicht natürlich auch eine Belastung für die Beine. Ich bekam schneller Ermüdungserscheinungen und musste im Umkehrschluss auch mehr trinken. Es musste also eine Lösung zur Outdoor Wasseraufbereitung von Trinkwasser her.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hat man im Grunde genommen zwei Möglichkeiten:
- eine Route wählen, die in unmittelbarer Nähe zu Dörfern/Städten verläuft
oder
- unterwegs Wasser filtern mit Tabletten oder speziellen Wasserfiltern.
Trinkwasser und Krankheitserreger
Egal, ob man zuhause oder unterwegs ist – die eigene Gesundheit steht immer an erster Stelle. Aus diesem Grund sind unsere Anforderungen an Trinkwasser auch berechtigterweise sehr hoch. Auch wenn man das Leitungswasser an vielen Orten der Welt mittlerweile relativ bedenkenlos trinken kann und auch die Wasserqualität in zentraleuropäischen Gewässern noch immer beispielhaft hoch ist, können gewisse Zweifel oftmals nicht vollständig ausgeräumt werden.
Bereits eine Trübung des Wassers, feine Sande und Kiesel oder kleine Algen werden von Wanderern und Reisenden schnell als Warnsignale interpretiert, selbst wenn diese oftmals ungefährlich sind. Wir stellen hohe Erwartungen an unser Trinkwasser. Es soll gut schmecken, gut riechen und optisch einwandfrei sein, bevor wir es in ausreichend großen Mengen trinken. Und das ist auch gut so.
Gerade in bewirtschafteten oder bewohnten Gebieten sind die natürlichen Wasservorkommen oft durch Pestizide, Nitrate oder Schwermetalle belastet. Diese Chemikalien gelangen in der Regel über die Industrie oder Landwirtschaft in das Grundwasser und können neben Durchfall auch Langzeitschäden hervorrufen.
Daneben gibt es auch die mehr oder weniger natürliche Kontamination des Wassers mit Krankheitserregern. Hier reicht die Palette von Bakterien wie z.B. E. Coli, Cholera und Salmonellen über Lamblien und Amöben bis hin zu Viren wie z.B. Rota- oder Hepatitisviren.
Wenngleich die Chance, sich im europäischen Raum mit Cholera zu infizieren, doch relativ gering ist, kann Durchfall während der Wanderung doch ziemlich nervig sein. Außerdem verliert der Körper dadurch nur noch mehr Wasser und wichtige Elektrolyte.
Welche Methoden zur Outdoor Wasseraufbereitung gibt es?
Um unterwegs frisches Trinkwasser zu gewinnen, kann man auf folgende Hilfsmittel zurückgreifen:
- Wasser abkochen
- Wasseraufbereitungstabletten
- Outdoor Wasserfilter
- UV-Bestrahlung
Wasser abkochen
Die klassische Methode für die Outdoorküche, da die Erreger durch die hohe Hitze abgetötet werden. Allerdings gibt es einige Organismen, die erst bei Temperaturen über 100°C absterben. Zudem sinkt der Siedepunkt von Wasser bei zunehmender Höhe kontinuierlich ab, weshalb das Wasser auch länger abgekocht werden muss. Das wirkt sich wiederum auf den Brennstoffvorrat aus. Außerdem muss das Wasser erst abkühlen, bevor man es trinken kann.
Wasseraufbereitungstabletten
Das Chlorieren von Wasser ist ebenfalls ein alter Hut. Mittels der Zugabe von Halogen oder Jod in Tropfen- oder Tablettenform werden sämtliche Erreger im Wasser abgetötet. Dadurch kann das Wasser auch für einen Zeitraum von bis zu mehreren Monaten haltbar gemacht werden. Die Voraussetzung dafür ist allerdings ein optisch einwandfreies Wasser ohne sichtbare Schwebestoffe sowie die ausreichend hohe Dosierung des Halogens.
Der Nachteil von Wasseraufbereitungstabletten ist allerdings der unangenehme Beigeschmack, den das Chlor hinterlässt. Zudem muss man immer für einen ausreichend großen Vorrat an Wasseraufbereitungstabletten sorgen und diesen im Blick behalten.
Outdoor Wasserfilter
Mein persönlicher Favorit. Mikrofilter können Erreger durch ihre mikroskopisch kleinen Poren (0,2 bis 0,4 Mikrometer) mechanisch zurückhalten. Da die am meisten verbreiteten Bakterien größer als 0,3 Mikron sind, passen sie nicht durch die Poren und werden so aus dem Wasser gefiltert. Als Filtermaterial eignet sich daher alles, was diese Voraussetzungen erfüllen kann. In der Regel handelt es sich dabei um Keramik, Glasfaser, Kunststoff oder Aktivkohle.
Zwar liegen die Anschaffungskosten für Wasserfiltersysteme verständlicherweise etwas höher als bei Gaskartuschen oder Chlortabletten. Allerdings kann man mit einem Wasserfilter zwischen 1.000 und 360.000 Liter Trinkwasser herstellen, bevor man etwas wechseln oder austauschen muss.
Für meine Wandertouren habe ich mir den Sawyer Mini gekauft, der nicht nur unglaublich klein und leicht ist, sondern mit etwa 30 Euro auch verdammt günstig. Und mit seinem Filtersystem aus Biomembran Hohlfasern wird alles ausgesiebt, was größer als 0,1 Mikron ist. Also quasi alles, was in irgendeiner Form gefährlich werden könnte, solange man nicht aus Industrieabwässern trinkt.
UV-Bestrahlung
Meines Wissens nach die jüngste Methode zur Aufbereitung von Wasser auf Outdoor-Touren. Zwar beobachteten Wissenschaftler bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts, dass Bakterien durch Sonnenlicht abgetötet werden können. Im weiteren Forschungsverlauf erkannte man, dass nicht das sichtbare Sonnenlicht, sondern die unsichtbare UV-Strahlung mit einer Wellenlänge von 200 bis 280 Nanometern für den schnellen Tod der Zellkulturen verantwortlich ist. Allerdings waren die Anlagen, die im darauf folgenden Jahrhundert für den industriellen Einsatz entwickelt wurden, groß und alles andere als reisetauglich.
Diesem Problem nahm sich im Jahr 1999 die Firma SteriPEN an, die einen batteriebetriebenen UV-Strahler für Reisen und Outdoor-Touren entwickelte. Innerhalb von nur 90 Sekunden kann damit ein Liter Wasser entkeimt werden. Allerdings müssen auch hier die Schwebstoffe vorher manuell bzw. mechanisch aus dem Wasser entfernt werden. Zudem schlägt der SteriPEN mit rund 90 Euro zu Buche und benötigt vier Mignonbatterien, die man ebenfalls in Reserve haben sollte. Dennoch ein nützlicher kleiner Helfer, der mit seinen 200 Gramm und seinen geringen Außenmaßen in jedes Reisegepäck passt.