Wasserschaden: Reparatur einer GoPro Hero 4 in Vietnam

Wasserschaden beim Schnorcheln? Kein Problem, wenn du in Südostasien bist.

Wie man eine GoPro zerstört – der Tragödie erster Teil

Manche Bilder bekommt man so schnell nicht mehr aus dem Gedächtnis.

Bei mir waren es die Luftblasen, die ich in zwei Metern Tiefe aus meinem Schnorchel blies und die – da bin ich mir ziemlich sicher – über mir das Wort „FFFFFUUUUUUUUCK“ bildeten, bevor sie an der Wasseroberfläche zerplatzten.

Ich hatte gerade meine nagelneue GoPro Hero 4 Black zerstört. Im Meerwasser. Einfach so, weil ich vergesslich bin und nicht darauf geachtet hatte, die geschlossene Gehäuseklappe zu montieren. 500 Euro futsch und für den Rest der Reise nur noch mein ranziges Sony Xperia S zum Fotografieren.

Aber sowas bringen sie einem ja nicht schonend bei. Nein, so etwas stellt man fest, während man gut gelaunt zwischen den Korallenriffen an der Küste von Ko Tao in Thailand schnorchelt.Ich ziehe also die Kamera aus der Tasche der Badehose und sehe beim Anschalten nur noch zwei Dinge – den Wasserpegel im Gehäuse der GoPro sowie ein durchgehend leuchtendes rotes Licht. Und wir alle wissen, dass grelle rote Lichter an elektronischen Geräten meistens nichts Gutes bedeuten.

Panik und Verzweiflung – kann ich die GoPro reparieren?

Vielleicht hattest Du ja schon das Vergnügen, auf Ko Tao zu schnorcheln oder zu tauchen. Kurz gesagt: es ist gigantisch. Für alle anderen Leser: Ko Tao ist eine „sehr“ kleine Insel mit einer Gesamtfläche von zierlichen 21 Quadratkilometern. Nichtsdestotrotz (bzw. genau deshalb) gehört die Insel im Golf von Thailand mit Recht zu den berühmtesten und schönsten Tauchgebieten der Welt.

Anyway – wie Du dir vielleicht vorstellen kannst, kann es sich auf einer so kleinen Insel mitten im Indischen Ozean als etwas schwierig herausstellen, einen Spezialisten für Mikroelektronik und Fotosensoren zu finden. Und das verdammt schnell, denn das Salzwasser greift sofort die Leiterbahnen auf den Platinen an und lässt sie korrodieren. Wenn also nicht sowieso schon alles zu spät ist, dann wird es spätestens in zwei Tagen zu spät sein. Also brauche ich entweder eine GoPro-Werkstatt oder das nötige Werkzeug, um es selbst zu machen.

Also springe ich auf meinen gemieteten Roller, reiße den Gashahn auf und mache mich auf die Suche nach Hilfe bzw. Selbsthilfe.

Es gibt tatsächlich einen (angeblich) zertifizierten GoPro-Händler auf Ko Tao. Leider war der Mann, den ich bei Tao Technology antraf, weder hilfsbereit noch gewillt, mir mit irgendwelchen Tipps zur Seite zu stehen. Also doch selbermachen.

Das Stadium der stillen Akzeptanz: Meine GoPro ist kaputt und ich werde sie reparieren

Um deine GoPro von gefährlichem Salzwasser und sich bildendem Grünspan zu befreien, benötigst du folgende Dinge:

  • Isopropyl-Alkohol a.k.a. Ethanol (mindestens 90%)
  • Präzisions-Schraubenzieher
  • Wattetupfer
  • einen weichen Pinsel
  • einen Haufen Geduld

Ich fahre also innerhalb eines Tages jeden Seven-Eleven-Supermarkt, jede Pharmazie und jeden noch so vielversprechenden Laden ab, um nach Reinigungsalkohol bzw. Ethanol bzw. Isopropylakohol zu fragen. Leider ist das einzige, das die freundlichen Angestellten zu verstehen scheinen, das Wort „Alcohol“ und zeigen mir bereitwillig ihre Auswahl an billigem Fusel. Den hätte ich auch bald gebraucht, wenn ich nicht schließlich in einer der örtlichen Privatkliniken fündig geworden wäre. Eine freundliche Schwester füllt mir etwas von ihrem medizinischen Ethanol (ca. 95%) ab und schenkt mir obendrein noch einige Wattetupfer. Alles klar, die Party kann also losgehen.

Voller Hoffnung mache ich mich an die Arbeit, die mir durch dieses Video erheblich erleichtert wird. Also öffne und reinige ich die GoPro.

Einmal.

Zweimal.

Dreimal.

Alles umsonst, sie ist dahin. Scheinbar ist die Korrosion schon zu sehr fortgeschritten und hat das Innenleben der GoPro Hero 4 schon zu sehr beschädigt.

Nach einiger Recherche finde ich heraus, dass in solchen Fällen meist nur das Mainboard und/oder das Display ersetzt werden muss. Im besten Fall ist es das Display, da es bereits für rund 40 Dollar bei Peau Productions in Kanada zu bekommen ist. Im schlimmsten Fall ist es das Mainboard, das direkt mit 230 Dollar zu Buche schlägt. Leider kann man das nicht so einfach herausfinden, da ein kaputtes Display verhindert, dass die GoPro bootet. Man müsste also direkt beide Teile austauschen, um ganz sicher zu sein. Aber selbst wenn man diese Teile für 270 Dollar ersetzt, wären der CMOS-Sensor, das Mikrofon, das Powerboard und alles andere weiterhin der fortschreitenden Korrosion ausgesetzt.

Also die GoPro wegwerfen?

Sicherlich nicht. Nicht, bevor ich alles versucht habe, diesen kleinen Misthaufen zu retten.

Also frage ich in fast jedem Fotogeschäft zwischen Ko Tao und Bangkok nach, ob sie Ersatzteile für die GoPro haben. Ich schreibe in meiner Verzweiflung sogar einige Mails an die offizielle GoPro-Vertretung in Thailand.

Nichts. Chapeau, GoPro. Eure Keine-Ersatzteile-Politik funktioniert super.

Kurz darauf führt mich meine Reise nach Ho Chi Minh City, Vietnam. Auch dort: keine Chance. Nirgends gibt es Ersatzteile, niemand kann helfen.

Abgesehen von einem Geschäft. Irrsinnigerweise war ich wirklich kurz davor aufzugeben, wollte mein Glück aber ein letztes Mal versuchen.

Garantieansprüche auf Vietnamesisch

Ich gehe also rein und erkläre dem Ladenbetreiber das Problem. Er wirft einen Blick auf die Platinen. Nichts zu machen, meint auch er – die ist durch. Als ich ihm jedoch aus einer Laune heraus erzähle, dass ich eventuell ein Mainboard für 230 Dollar bestellen würde, überlegt er kurz. „Pass auf“, sagt er in gebrochenem Englisch. „Gib mir 200 Dollar und ich ersetze dir alle elektronischen Teile in der Kamera.“

Wie bitte? Alle? Also quasi eine komplett neue GoPro für 200 Dollar? Das klingt zu billig, um wahr zu sein. Insbesondere nach einigen Monaten in Asien sollte man an diesem Punkt misstrauisch werden.

Und ich werde misstrauisch, woraufhin er mir seinen Trick verrät. In Vietnam ist der Hersteller verpflichtet, den Händlern eine uneingeschränkte Gewährleistung auf seine Produkte zu geben. Ob das jetzt alle Produkte betrifft, weiß ich nicht, bei den Actioncams scheint es jedoch der Fall zu sein. Wenn also der Händler versehentlich ein Produkt beschädigt – zum Beispiel, indem er es versehentlich in Salzwasser versenkt 😀 – kann er das kaputte Gerät an den Hersteller zurückschicken. Dieser repariert das Gerät und schickt es als Refurbished an den Händler zurück. Dieser bekommt dafür natürlich keinen Neupreis mehr, kann die Kamera aber immer noch etwa 150 Dollar unter Neuwert anbieten.

Zuvor baut er also meine korrodierten Teile in sein neues Gehäuse und schickt diese Kamera an den Hersteller zurück. Seine Neuteile baut er in mein gebrauchtes Gehäuse und kompensiert seinen Wertverlust durch meine 200 Dollar.

Voilà – altes Modell, neue Teile. Man muss nur hartnäckig bleiben.

Welche Erfahrungen habt ihr schon mit der Reparatur von GoPro-Kameras gemacht?

P.S.: Wenn ihr wissen wollt, wie ihr eure GoPro Hero 4 reparieren könnt, empfehle ich euch dieses Video:

Wie man eine GoPro öffnen kann.

Kategorien
Fotografie

Moin, ich bin Julian. Mir wurde einmal gesagt, dass Symmetrie die Kunst des kleinen Mannes sei. Deshalb schreibe ich hier in schöner Unregelmäßigkeit über das Reisen, über Fotografie, über Technik und über andere Dinge, die andere vielleicht auch anders sehen.
2 Kommentare zu diesem Artikel.

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  • Enthüllt: GoPro stellt die neue Hero 5 Black vor | Mad For Moments
    20 September 2016 at 08:10

    […] Wie man eine GoPro Hero 4 in Vietnam repariert […]

  • DAY 2 NITE – The World Goes To Sleep | Mad For Moments
    22 September 2016 at 16:42

    […] Wie man eine GoPro Hero 4 in Vietnam repariert […]

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